Intermezzo - Mittagsgedanken in der ZeitKirche

Peter Wagner

Ein Takt, eine Stunde, ein Tag, ein Monat, ein Jahr. Wir leben nach diesem Takt. Ich freue mich, dass Sie sich die Zeit genommen haben zum Intermezzo - Musik und mehr. Für die Orgelklänge möchte ich mich jetzt schon bedanken bei Jens Lindemann.

13.06.2017 pw Artikel: Download PDF Drucken Teilen Feedback

Mein Name ist Yvonne Försterling. Ich habe das Projekt ZeitKirche von Anfang an begleitet, von der Themenfindung bis jetzt. Im Verlauf habe ich viele Gespräche geführt oder einfach nur Gespräche über die Zeit verfolgt. Die Zeit ist ersteinmal eine physikalische Größe, der wir alle folgen. Es ist ein Takt aus dem auch die ZeitKirche entstanden ist. Es gibt einen Projektplan, ein Programm, einen Tagesablauf in der Durchführung. Die ZeitKirche ist durchgetaktet mit Terminen, die eingehalten werden müssen, mit Fristen. Bis dann muss spätestens dies und das fertig sein. Und in dieser Taktung war es nicht immer leicht sich wieder an das zu erinnern, was wir Ihnen damit auf den Weg geben möchten.

In der Projektion gibt es über tausend Bilder, die sich immer neu zusammensetzen. Sie zeigen Jahrzehnte in Politik und Wissenschaft. Sie zeigen Natur und sie zeigen das Leben. Bilder wie ich sie in meinem Kopf habe, wenn ich auf mein Leben zurückblicke und auch Bilder, die vor meinem inneren Auge ablaufen, wenn ich an die Zukunft denke. Sie rufen einerseits Erinnerungen ab und wecken andererseits Wünsche und Sehnsüchte. Es sind sowohl schöne als auch weniger gute Erinnerungen, sie zeigen Leben, aber auch Zerstörung. Das ist das Leben. Es gibt Zeiten in denen ich vor Freude platzen könnte und es gibt Zeiten in denen ich das Gefühl habe, es zerreißt mich innerlich.

Das ist das Leben, ein Takt, den ich nicht immer beeinflussen kann, dem ich mich hingeben muss, der Takt des sogenannten Schicksals.

In der Auseinandersetzung mit dem Thema Zeit, insbesondere der Lebenszeit ist mir aufgefallen wie viele kluge Ratschläge, Zitate und Sprüche es dazu gibt: Carpe Diem - nutze den Tag!, Geh achtsam mit deiner Zeit um, die Zeit liegt in deinen Händen. Mir schwirrt regelrecht der Kopf vor lauter klugem Umgang mit der Zeit. Und ich denke mir ja, da ist etwas dran. Und gleichzeitig frage ich mich, wie das funktioniert. In guten Zeiten geht das fast von allein achtsam mit seiner Zeit umzugehen. In schlechten Zeiten wünschte ich, dass die Zeit rast, dass es irgendwie alles besser wird. Und in stressigen Zeiten bin ich nicht mehr Herr meiner Zeit, sondern funktioniere nur noch.

Dann bestimmt mich der Takt, eine Stunde, ein Tag, ein Monat, ein Jahr, ein Leben, das Schicksal. Ich halte ihn an, den Takt.

Ich halte die Zeit für mich kurz an, nehme mich aus allem raus und staune über das, was um mich herum ist. Eine wundervoll gestaltete Kirche, eine Vielfalt an Menschen, Blumen, ein Projekt, das für mich gelungen ist. Ein Team um mich herum, das mir die Kraft gibt, den Takt anzuhalten.

Und so ist es vielleicht mit dem Leben. Bei allem Guten und Schlechten, bei allem Stress muss ich daran denken, den Takt anzuhalten und für einen Moment staunen über das was da ist und sei es noch so klein.

Denn manchmal muss ich durchatmen, loslassen, vertrauen. Auch wenn ich vieles nicht verstehe, was sich der liebe Gott so bei dem einen oder anderen gedacht. Aber irgendwie kann ich darauf vertrauen, dass er da ist, im Takt meines Lebens.

In einem Buch von Astrid Lindgren steht: „Manchmal ist es so, als ob das Leben einen seiner Tage herausgriffe und sagte: Dir will ich alles schenken! Du sollst solch ein rosenroter Tag werden, der im Gedächtnis leuchtet, wenn alles anderen vergessen sind.“

Wir wünschen Ihnen viele solcher Tage, bleiben Sie behütet!
 Ihr ZeitKirchenteam.